Der Zeitgeist war das offizielle Organ des Kulturbunds in Wien, von dem insg. nur 3 Hefte in den Jahren 1922-23 erschienen. Als Redakteure zeichneten Kurt Frieberger, Robert Müller u. Friedrich Schreyvogl (H.1) bzw. Karl Anton Rohan (H. 2-3). Der “Kulturbund” war eine Gründung des späteren NS-Sympathisanten Karl Anton Rohan. Entsprechend der (vorgeblich) überpolitisch-pluralistischen, ?übernationalen? Kulturbund-Linie war die Zeitschrift eine ?Plattform heterogener ästhetischer und gesellschaftspolitischer Konzeptionen? (Wallas), und versammelte Beiträge sowohl zu wirt., polit., soz. Problemfeldern der Nachkriegszeit, als auch zu zeitbedingeten Diskussion über Expressionismus oder atonale Musik. Neben der Teilhabe am literarischen Expressionismus (z. B. durch die Aphorismen Albert Paris Güterslohs) brachte man großteils neuromant. Texte, etwa von Felix Braun, Joseph Gregor, Alfons Petzold u. Stefan Zweig. Ein Schwerpunkt lag auf Essays der Kulturbund-Gründungsmitglieder; aber auch Felix Braun, Erich Wolfgang Korngold, Oskar A.H. Schmitz u. Thomas Mann (mit dem zuvor in der Neuen Rundschau veröffentlichten Essay Von deutscher Republik) kamen zu Wort.